Westernhagen

Um es mit Marius zu sagen: „Wir sind wieder hier, in uns’rem Revier, waren nur kurz weg, es ist kein Auto verreckt.“ Nach fast genau 3000 Kilometern, 25 Liter Kühlwasser, einem halben Liter Öl, drei Sicherungen, einem Thermoschalter, einer Fensterdichtung sind alle Autos und Fahrer wohlerhalten zurückgekehrt.

Kurz nach dem Grillen gestern Abend begann der Regen, über die Nacht zog ein Unwetter über uns hinweg, zerbrach den Pavillon und entsprechend war der heutige Start etwas rumplig und die Akkus waren ziemlich leer. Die letzte Etappe begann mit dem Gotthardpass, der atemberaubend schön in der morgentlichen Sonne lag. Die kühle Luft, die der Regen mitgebracht hatte, half den Motortemperaturproblemen Herr zu werden und steigerte natürlich messbar die PS. Leider konnten wir die Leistungssteigerung nicht durch Zahlen belegen, denn seit gestern hat der Wartburg jedoch zunehmend Zündaussetzer im unteren Drehzahlbereich. Das bedeutete konkret, den Motor noch häufiger auszudrehen, was nicht gerade helfen würde, die Probleme mit dem Motor zu reduzieren. Immer mal was Neues. Das Kühlsystem leckte an bekannten Stellen, aber der Verlust hielt sich in Grenzen. Frohen Mutes ging es also flüssig den Gotthard nach oben, nur ein paar deutsche Touristen in einem Skoda Yeti und eine Schweizer Fahrschule verhinderten ein Fahren am Geschwindigkeitslimit. Im oberen Bereich begrüßten uns dann Wolken mit ihrem weißen Nebelkleid und wir genossen den seltenen Moment des Fahren im Nichts. Hinter dem Pass ging es weiter durch die Schweiz, entlang dem schönen Immensee in Richtung Lörrach. Kleine Ortschaften reihten sich aneinander und hatten am Straßenrand eine Fülle amerikanischer Autos parat. Soweit möglich genossen wir das Panorama und die Landschaft, sprachen wenig und hielten nur um Schweizer Schokolade zu kaufen. Mit der Zeit wurden die Zündaussetzer immer schlimmer, aber der Wartburg hielt bis zum Ende durch. Nicht, dass das Trollnavi noch einige Routensteine in unserem Weg gelegt hatte: Fahren über Felder, Fahren auf steilen unasphaltierten Waldschlaglochsammelwegen, Fahren im Kreis und Fahren eines jeden Umwegs zum einsparen einzelner Meter Strecke. Aber genau für die Umwege mit meist herrlichem Ausblick lieben wir das Trollnavi, wenn das in Verbindung mit der kaputten Kupplung auch etwas viel Nervenkitzel bedeutet.

Schlussendlich sind wir nun nach einer ereignislosen A5-Fahrt in Karlsruhe angekommen, haben unsere Sachen grob sortiert und tun, was man nach jeder langen Ausfahrt tun muss: Wäsche waschen. Danke fürs Lesen, danke fürs Feedback, bis zum nächsten Jahr!

 

Heimwärts

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Mit der sechsten Etappe beginnt die Heimfahrt. Zu aller erst natürlich das Pflichtfoto. Die Figur wurde mittlerweile Albina getauft, in Anlehnung an Thomas, der dies Jahr leider krankheitsbedingt aussetzen muss. Wie man an unseren Blicken sehen kann, wollen wir auch langsam heim. Neapel ist eigentlich weiter links, aber das Bild sah nicht besser aus. Egal. Wir müssen los.

Da uns Süd- und Mittelitalien auf dem Hinweg mehr als genug war, entschieden wir uns, bis hoch ins Tirol die „Auto strada del Sole“ zu nehmen. Ein bisschen flache Strecke sollte Mensch und Material schonen sowie das öde Stück Landschaft überspringen. Dazu auf der Autobahn der Sonne, was konnte da schon schiefgehen. Es ging los in Richtung Rom, die Sonne hatte ordentlich eingeheizt und die auf knapp 40 °C erhitzte Luft wurde von der aerodynamischen Schrankwand namens Wartburg zerpflügt. Bis zur ersten Pause brachten wir so 200 Kilometer in ein wenig mehr als zwei Stunden hinter uns, ein neuer Rekord. An der Tankstelle entstand jedoch ein bekannt riechender See unter dem Wartburg, man sollte sich halt nie zu früh freuen. Es war also Zeit für das nächste Schrauberflächchen für den Wartburg. Der Motorlüfter ging nicht mehr und ohne Fahrtwind fing der Kessel Buntes gut an zu köcheln. Scheinbar ist der erst erneuerte Thermoschalter gestorben, der den aktivieren sollte. Würde man kurz überlegen, warum wir über 18 Liter Kühlwasser verbraucht, panisch überteuertes Kühlwasser an einem Mechanikerposten gekauft und zitternd den Kühlwasserstand im Ausgleichsbehälter beäugt haben, dann könnte man zu dem Schluss kommen, dass der Schalter eventuell kurzzeitig in seltenen Fällen komplett außerhalb sämtlicher erlaubter Parameter betrieben wurde und dass man außerdem das Adjektiv selten in Relation zu „Ach, also quasi nie, maximal drei, viermal am Tag“ setzen müsste. Wie der Zufall so will hatte ich jedoch schon in der Vorbereitung auf die Tour einen Schalter installiert, der diesen Thermoschalter überbrückt. Ergo den Schalter umgelegt und der brodelnde Geysir gab Ruhe. Klasse, wir hatten nun neben einem bunten Hund von Auto auch noch einen schaltbaren Geysir – das nenne ich eine Touristenfalle! Die nächsten 20 Kilometer war Ruhe bis die Sicherung des Motorlüfters durchgebrannt war. Auch da war vorgesorgt, wir brauchten jedoch noch 2 weitere Stopps, bis mir klar wurde, dass die Sicherungen, die dem Prinzip der Überhitzung folgen, bei 40 °C Außentemperatur und wohl 70-80 °C Motorraumtemperatur, womöglich nicht mehr das halten, was sie sollen. Das Einsetzen einer größeren Sicherung schob dem Geysir dann endgültig einen Riegel vor. Seit dem, toi toi toi, fuhr der Wartburg wie ne 1 – abzüglich Kupplung, Heizung durch fehlende Auspuffisolierung, hängendes Navi wegen Sonneneinstrahlung, Benzingeruch in scharfen Kurven … vielleicht eher eine solide 2. Der Rest des Tages ist schnell erzählt, wir fanden nach Irrwegen, Abklappern von Tankstellen nach Campingherdgas und Autobahnvollsperrungen einen Campingplatz in der Nähe von Florenz.

Abends gab es dann lecker Salat, dazu noch Büffelmozarella mit Tomaten und diese leckere, scharfe Salami kombiniert mit Grillmozarella – sehr empfehlenswert.

Am nächsten Tag ging es dann los, die Schweizer Grenze zu erreichen. Erst einmal wieder italienische Autobahn, wie auch am letzten Tag gibt es dazu leidlich wenig Fotos. Von Florenz ging es über Mailand vorbei am wunderschönen Lago di Lugano.

Ein schöner See, auf jeden Fall einen Besuch wert. Danach ging es dann weiter in Richtung Gotthart über die Schweizer Grenze. Damit wir mehr zu sehen und ihr mehr Fotos habt, planen wir aber für unsere morgige letzte Etappe den Gotthartpass zu nehmen. Mal gucken wie weit wir kommen, es sind von hier noch 420 Kilometer bis nach Karlsruhe. Wir genießen nun den ersten Campingplatz mit dickem Internet und Wasserfall, der euch ne Menge hochauflösdender Fotos beschert – bis morgen 🙂

Einmal Neapel, Napoli, Naples – Hauptsache Rom!

Eine heftige Diskussion brach die Tage aus: „Wir müssen noch zu dieser Treppe nach Neapel, um ein Foto mit dem Wartburg zu machen!“ „Du meinst die spanische Treppe?“ „Ja, die aus dem Film halt“ „Ja, die ist in Rom“ …

Ja, nun – das Foto wird es wohl nicht geben. Aber der Reihe nach. Am Campingplatz angekommen unternahmen wir ein weiteres Experiment, in der es um die Wurst ging. Welche würde gewinnen?

Wudy machte das Rennen – eine mittelmäßig schmeckende Wurst mit gutem Biss deklassierte die restlichen Teilnehmer des Wettbewerbs. Anschließend haben wir gestern Abend noch ein wenig den Vorort Pozzuoli unsicher gemacht. Ein brechend voller Ort: Autos, Mopeds, Menschen soweit das Auge reicht. Ah, und Katzen. Zumindest auf dem Campingplatz. Egal. Nach dem Besuch des hiesigen Tempels und dem Betrachten der Feiertagsprozession lag das Abendessen im Fokus. Es war an diesem speziellen Feiertag recht schwierig, einen Platz in einer Pizzeria zu ergattern, aber nach 30 minütiger Wartezeit hatten wir einen Platz und wurden mit wirklich guter Pizza belohnt. Die Wartezeit auf den Platz haben wir uns natürlich ganz (fach-)männisch mit Verkehrsbeobachtungen vertrieben – Autoverkehr in Italien in a nutshell. Es ist echt spannend, so viele Autos in chaotischem Straßenverkehr zu beobachten – und dennoch scheinen alle entspannt. Das könnte natürlich daran liegen, dass die meisten Autos nicht ganz jungfräulich sind. Oder keiner angeschnallt ist. Oder Helme nur für Langsame sind. Es funktioniert auf jeden Fall.

Natürlich haben wir weiterhin im Auftrag des WWF Pandadaten gesammelt. Nach einer entspannten Nacht ging es dann heute in Richtung Neapel selbst. Natürlich ist auch die Bahn ein Highlight, jahrzehnte alte Bahnen, dessen Rost geschickt durch zeitgenössische Graffiti-Kunst verdeckt wird, klappern durch die Vororte und die Tunnel Neapels. An der Hauptstation fix umgestiegen und nach in Summe zwei Stunden waren wir in Pompeii.

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Wie man sieht, ein spannender Ort, wir haben den Besuch trotz der Zugstrapazen nicht bereut. Anschließend fuhren wir nach Neapel rein, um uns dort die Altstadt anzugucken. Bekanntlich sind Altstädte ja die schönsten und meist touristisch am besten erschlossenen Bereiche einer Stadt – nicht so in Neapel. Die Altstadt ist sehr interessant, super verwinkelt, verbaut aber leider auch sehr verdreckt. In anderen Städten wie Berlin würden diese engen Gassen von Hipstern wohl mit mehreren Bitcoins pro Quadratmeter aufgewogen werden – in Neapel ist es halt einfach normal, in Nachbarschaft zu Jahrhunderten von Baugeschichte zu leben und auch eine Kirche zu einem Wohnhaus umzubauen. Wir haben uns trotzdem ins Getümmel gestürzt. Haus reiht sich an Kirche, altes Herrenhaus oder lehnt sich in die Gasse und das in wildem Wechsel. Für einen Tagestrip spannend zu erlaufen. Apropos Laufen, Essen durfte natürlich nicht fehlen. Pizza gab es heute jedoch keine, stattdessen eine einheimische Köstlichkeit. Neapel ist bekannt für das Frittieren aller Art und so hatten wir frittierte Nudeln. Ziemlich füllend und lecker muss man sagen 🙂

Nach diesem langen Tag sitzen wir nun wieder an unseren Zelten und haben beschlossen, morgen wieder die Heimreise anzutreten. Wir wollen zwar die öde italienische Landschaft auf der Autobahn hinter uns lassen, aber irgendwie glaubt keiner daran, dass wir dadurch schneller zu Hause sein werden. In diesem Sinne hören wir uns morgen wieder.

PS: Unser Campingplatz liegt in einem aktiven Vulkan – denn unser Campingplatz liegt im Solfatara. Aber nach den wilden Hunden, 1500 Kilometern im Wartburg und italienischem Straßenverkehr bereitet uns der Vulkan und sein Schwefel keine Sorgen. Gute Nacht!

Wuff

Zu aller Erst noch Fotos von Etappe 3:

Etappe 4 begann recht früh: kurz vor ein Uhr nachts hatte ein streunernder Hund das Lager ausgekuntschaftet und entschied sich, das neben Markus‘ Zelt ausgiebig kundzutun – das Bellen in Abwechslung mit grunzigen Kehllauten ließen mich und Markus aufschrecken und lange wach bleiben – Jens und Martin schätzen die Sicherheitslage hingegen komplett anders ein und verschliefen das Spektakel. Fast ein bisschen wie die UN.

Nachdem der eigentliche Morgen angebrochen war begann auch zeitgleich unser Abenteuer. Früh aufgestanden machten wir uns an das Umladen der Autos (weniger Gewicht in den Wartburg) und das Schließen eines Lecks im Kühlkreislauf. Mit Tetrismusik in Gedanken gelang beides recht gut und wir ließen den Wartburg während des Frühstücks zur Kontrolle laufen – nicht zuletzt auch deshalb, weil wir die Batterie leer gemacht hatten, um unsere verderblichen Waren zu kühlen.

Wir genossen die Aussicht des Gebirgszugs Majella, sprachen über den anstehenden Tag: Rauch – der Wartburg hatte erneut auf Dampflok geschaltet. Das Dilemma ließ sich schnell beseitigen aber es war klar, dass wohl der Thermoschalter des Motorlüfters hinüber war – gut dass der neu war. Besser noch war jedoch die Entscheidung, von vorne herein eine Schaltung einzubauen, die uns die Möglichkeit gab, jederzeit den Motorschalter zu aktivieren. Somit ließ sich zumindest das Problem umgehen. Schnell bauten wir ab, nahmen in den Cockpits platz und fuhren los. Das mulmige Gefühl legte sich nach den ersten Metern, praktischerweise war der Beginn der Route direkt der steile Pass Saint Leonardo – mit Kupplung ist bestimmt voll toll! 🙂

Recht spontan schwenkten die Unterhaltungen in den Autos zu Deutschlands Problem mit Teerblasen auf Autobahnen  um – systematisch wie wir Deutschen sind, wird jeder Teerpups abgesperrt und in einem rational begründbaren Radius von 10 km alles auf maximal 80 km/h begrenzt. In Italien ist das ganz anders. Die Eigenverantwortung des Fahrers wurde hier gestärkt und der Fahrer darf selbst entscheiden, welches Schlagloch, manchmal auch Schlagfurche er umfahren mag, Abhängig von den Sichtverhältnissen sollte man das Tempo wählen – denkt man länger über die Straßenbeschaffenheit, die Hitze und knallende Sonne nach, dürfte es tatsächlich für heimische Anwohner selbstverständlich sein, kein Schild für so einen klaren Zusammenhang zu brauchen. Es gibt aber natürlich trotzdem Schilder. Hinter nicht einsehbaren Kurven IM Kurvenausgang AUF dem Schlagloch. Das war tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber es ist einfach ein anderes Konzept. Nachdem wir unsere 2 Minuten Rum als Amateurrallyefahrer hatten, genossen wir fortan die schöne Landschaft von Pescara weg in Richtung Neapel. Wir kamen gut durch, die abfallenden Winde vom Mittelgebirge brachten Kühle und wir lernten auf der Fahrt, dass hiesiges Tankpersonal (an einigen Tankstellen darf man nicht selbst tanken, full service) nicht ganz mit dem altertümlichen Konzepten eines Wartburgtankdeckels vertraut sind und dass wir uns den denkbar dümmsten Tag zur Anreise nach Neapel ausgesucht hatten: Maria Himmelfahrt. Das zu erläutern, wäre etwas ausufernd, die Tante Google mag den Wissbegierigen an dieser Stelle den Weg weisen. Im Prinzip kann man sagen: Dieser Tag ist eine Art Nationalfeiertag, er ist üblicherweise der Beginn des italienischen Sommerurlaubs und einfach alle sind unterwegs.

Aber das war nicht unser dringlichstes Problem. Nach einer langen steigenden Passage begann die Motortemperatur wieder zu steigen. Ich saß gerade am Steuer und wechselte von Kupplungs-Schon-Betrieb (möglichst kleine Gänge, hohe Drehzahl, hohe Temperatur) zu Temperatur-Runter-Betrieb (möglichst große Gänge, kleine Drehzahl, viel Moment auf der Kupplung). Das half jedoch nicht und wir hielte auf einem Seitenstreifen an. Es gab kein Zischen oder ähnliches, weil sämtliches Kühlwasser verkocht war. Der als kritisch beäugte Flansch am Vergaser hatte klammheimisch ebenfalls mit der Trockenlegung des Kühlsystems begonnen und praktischerweise das nachgefüllte Wasser direkt auf den Boden entleert. Nun hieß es warten, bis der Kühlkreislauf kälter wird, Schläuche ab, Rost abschrubben, mit blauer Paste bestreichen, sauber anschrauben und das nächste Loch suchen. Als wäre es geplant, sind wir direkt neben einem Eiskaffee gestrandet. Wir mussten uns also schweren Herzens opfern und verdammt leckeres Eis mampfen, um dem Wartburg die entsprechende Wartezeit zu verschaffen.

Mit frisch verarztetem Leck hielt der Kühlkreislauf und weiter ging es nach Neapel. Wir entschieden uns hier erneut, nicht den erstbesten Campingplatz zu nehmen und hatten Glück: Wir haben einen wunderschönen Campingplatz in einem Vorort gefunden, Metroanschluss, eigener dampfender Vulkan – was will man mehr 🙂

Sendepause?

Zuallererst: Wir leben noch und haben Neapel erreicht. Mit beiden Autos. Man könnte jetzt glauben, dass nach den ersten zwei Tagen die restlichen 460 km bis Neapel schnell erzählt seien – aber zu eurem Glück war das gar nicht so einfach 😉

Etappe 3

 

Nach zwei tollen Etappen gönnten wir uns Ausschlafen und ein ausgiebiges Frühstück. Von Rimini ging es entlang der Ostküste nach Süden. Wir tauschten dröge Landschaften und eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 80 km/h des gestrigen Tages gegen eine schöne Küstenlandschaft, kleine Städtchen, hübsche burgendurchzogene Landschaften und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h ein. Das lag nicht so sehr an Trollnavi oder Wartburg, sondern einfach daran, dass in Italien das südländische Laissé faire auch dem geregelten Autoverkehr bestimmt. Für alle Freunde von Gedankenexperimenten haben wir eine Frage: Wie ist wohl die erste Fahrstunde in Italien, in der man sehr schnell uralte Überlebensinstinkte über alles Gelernte heben muss? Rät der Fahrlehrer zur Flucht nach vorn? Wir sind uns immer noch nicht einig, wenn jemand also eine möglichst tollkühne Lösung parat hätte … aber ich schweife ab.

 

In einer Mischung aus Urlaubsgefühlen und italienischer Mentalität haben wir gegen Abend beschlossen, lieber einen guten Campingplatz mit ein wenig Ruhe zu nehmen und dafür einen Tag länger nach Neapel zu brauchen. Ab diesem Zeitpunkt ging es bergauf – aber nur geologisch betrachtet. Eine Kooperation aus Trollnavi und Google führte uns 90 Minuten zum nächstgelegenen Zeltplatz in 12 Kilometern Entfernung, dabei ließ es sich nicht nehmen naheliegende Sehenswürdigkeiten zu zeigen – von der Hauptstraße ab durch ein unglaublich hübsches Dorf mit schöner Kirche – auf dem steilen Berg neben der Hauptstraße. Kurz vor der Kuppe hielt der Wartburg auch für eine kleine Feier, neben toller Aussicht konnten wir das erste Mal das kleine rote Licht sehen, dass die drohende Überhitzung des Motors anzeigt. Nach kurzer Zeit ging es weiter, den Hügel rauf und wieder runter, zum ersten Campingplatz – dieser hatte leider keinen Platz mehr. Erfreut von unserer guten Laune mit einem vollkommen ungeeigneten Fahrzeug mit Hitzeproblemen und kaputter Kupplung nach Neapel fahren zu wollen erklärte uns der freundliche Italiener in bestem Englisch, wo in der Nähe ein Alternativcampingplatz zu finden sei und nannte uns obendrein noch ein dort in der Nähe liegendes Restaurant, das auch mal aushilft, wenn sich nichts finden würde.

Frohen Mutes, das Ziel fünf Kilometer vor Augen zu haben, machten wir uns auf den Weg. Am Campingplatz angekommen begann der Wartburg mit einer thermodynamisch bedingten Metamorphose zur 4-Takt-Dampflok und zeigte sogleich, wo das Dampfbad die Düsen hat. Glücklicherweise hatte Martin die richtigen Reflexe, startete den Motor erneut und das Dampfen hatte ein Ende.

Auf diesen Schreck hin waren wir froh, dass das erst am Ziel der Reise passierte … denkste, Puppe, denkste. Der am Telefon noch halbwegs englischmächtige Italiener, der uns die Plätze zugesagt hatte, erklärte uns in fließendem Italienisch, dass er sich erst nach seinem Restaurantgeschäft in ein bis zwei Stunden um uns kümmern könnte. Zumindest glauben wir, dass das seine Antwort war. Kurze Zeit später erläuterte er, dass er gar keinen Platz mehr habe. Wären wir Trump, hätte das sicher zwei total nüchterne Tweets gegeben … In unserer Verzweiflung erinnerten wir uns an das empfohlene Restaurant und hatte dort Glück: Wir durften auf der Wiese campieren. Endlich die erwünschte Ruhe, konnten wir bei Steak und Lachs noch die letzten Sternschnuppen genießen. Wie es dann am vierten Tag weiterging, gibt es morgen früh zu lesen 🙂

PS: Dank bestem Internet gibt es nur eine kleine Auswahl Bilder, hoffentlich morgen mehr 😦

1,639

Manchmal ist es schwer einen Blogeintrag zu schreiben – vor allem, wenn der Tag so dröge war. Aber Astrid Lindgren lehrte uns ja schon „2 mal 3 macht 4 … ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Der wichtige Zusammenhang zwischen Zahlen und einer romantischeren Sichtweise der Dinge, in der Wissenschaft bekannt als sogenannte Langstrumpf-Fantasienumerik, wurde dank Lindgrens Grundlagenpaper weit bekannt.

Also probieren wir heute auch ein wenig von Lindgrens Zaubertrank und beschreiben unsere zweite Etappe:

Wir verließen am morgen die schönen Alpen, so ausgeruht und fröhlich, wie man das nach einer Nacht neben einer Autobahn- und Bahnstrecke nur sein kann. Den Ausläufern des Gebirges folgend genossen wir den Morgen und waren bei Benzinpreisen bis zu 1,639 € froh, dass der Tank noch nicht leer war. Bedenkt man, dass der Sprit in Österreich zuvor 1,189 € gekostet hatte, so musste das wissenschaftliche Gespür geweckt sein. Sicherlich sind daran nicht so plausible Dinge wie Steuern und Zuschüsse schuld, sondern wir vermuten eine sehr kluge italienische Administration dahinter, die über den Spritpreis verhindert, dass Südtirol gänzlich von Touristen überrannt wird. Chapeau!

Um auch einen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten haben wir uns kurzerhand dem WWF angeschlossen und einen Pandazensus gemacht. Eventuelle Vermutungen, uns war einfach sackelangweilig, muss an dieser Stelle natürlich widersprochen werden!

Beim Zensus muss streng unterschieden werden zwischen echtem Panda (in Fachkreisen unter Typ 141 bekannt) und Fake-Panda (Typ 169). Wir haben unsere Zahlen mit Wolfgang Stumpfs Filmmaterial verglichen und konnten so aufdecken, dass der echte Panda in Italien massiv bedroht und vom Fake-Panda verdrängt wird, wir können nur hoffen, dass sich die italienische Regierung diesem wichtigen Problem annimmt!

Aber weiter zum geografischen Verlauf unserer Etappe: Hinter Trient betraten wir einen recht drögen landschaftlichen Bereich, der wohl aufgrund der hohen Dichte an Agrarflächen und angebautem Mais als „Popkornkammer Europas“ gilt. Man täte diesem sich bis Ravena hinziehendem Gebiet aber unrecht, es darauf zu reduzieren. Zum Einen sind die Landstraßen ein perfektes Testgebiet für Erdbebenfestigkeit, nach 350 km Teststrecke attestieren wir der italienischen Landstraße einen Wert von 3,1415 auf der Richter-Skala. Zum Anderen ist da die hohe Dichte an Industrieruinen. Mitten im Nichts oder umgeben von lauter neuen Gebäuden – riesige leere Gebäude, teilweise in klassisch alten Baustilen, teilweise gerade ein paar Jahre alt. Selbst in einem kleinen Landstrich, der vom Abbau und der Verarbeitung von Granit lebt und in dem es den Arkaden und Outlets nach Geld geben muss, lag viel Fläche brach durch diese Ruinen. Sehr verwunderlich, aber auch bedrückend. Man kann nur vermuten warum, meine Theorie lautet: Viele alte Städte tun sich dadurch hervor, dass es mehrere horizontale Schichten im Bau gibt, da die Städte mal abbrannten, verschlammten, etc. und man darüber einfach die nächste Schicht gebaut hat. Dieser Teil Italiens versucht das in wenigen Jahrzehnten in vertikaler Form.

Zuletzt möchte ich noch die italienischen Verkehrsplaner hervorheben. In einem Land, dass Ferrari, Lamborghini, Fiat, Alfa Romea und Lancia hervorgebracht hat, würde man Konzepte nicht kopieren, sondern sie verbessern. Da wären die Tonnen an Kreisverkehren (danke Frankreich!), die nicht so ganz normal sind. Sind die Spurwechsel schon schwierig, hat ein raffinierter Planer gedacht, man sollte Zebrastreifen an den Ausfahrtstraßen positionieren, so ein Rückstau in den Kreis hinein hat sonst keiner! Nach jahrelanger Erprobung wird dieses Konzept nun verfeinert, Stichwort Drückerampeln für Fußgänger!

Nun frühstücken wir hier südlich von Rimini und machen uns auf die letzte Etappe nach Neapel, 460 km werden es wohl am Ende werden.

Flachlandtorpedo marsch!

Keiner wollte es wahrhaben, aber der Wahnsinn geht wieder los! Was genau? Na wir! Wieder mal sollte das südliche Europa die Straßen räumen, die Fensterläden schließen und die Kühe wegsperren, denn die Schrauberaffen ziehen durch die Lande.

Dieses Mal geht es in Anlehnung an den wichtigen Bildungsfilm (sogar in Farbe … und bunt!) „Go Trabi Go“ nach Neapel – und ganz Kühne behaupten sogar zurück. 3000 km, 7 Tage, 4 Leute, 2 Autos und 1 Ziel – aus solch einem Stoff werden oscarreife Verfilmungen gemacht. Da Oscar aus Köln-Porz aktuell jedoch mit Heimatfilmen beschäftigt ist, müssen wir auf diesen Blog zurückgreifen, der hoffentlich viele erreicht und erheitert.

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Martin und meine Wenigkeit kennt ihr vom letzten Jahr, dazu gestoßen sind Jens (an der Kamera) und Markus – zumindest laut ihrer Unterschriften total freiwillig und im Besitz ihrer geistigen Kräfte. Dabei haben wir die Grundzutaten: Autos, Werkzeug, Campingutensilien und Nahrungsmittel. Der Posten der Ersatzteile liest sich gewohnt kurz: Getriebe, Kupplung, Ausrücklager, Zündspule, Schubabschaltung sowie Blech.

Bei einer so langen Tour mit einem alten Auto gilt es vieles zu beachten, neben Ersatzteilen auch das fachmännische Instandsetzen und Ausrüsten des eigentlichen Autos.

An den Bildern könnt ihr sehen, dass wir unserem Motto treu geblieben sind und ausschließlich nützliche und PS-verstärkende Maßnahmen umgesetzt haben.

Zum Autozuwachs: Ein Mercedes C180 T-Modell W203 – unter Experten auch bekannt als Taxikombi #7 – dient als Lastenesel und Oase der Entspannung. Wer sich fragt, wofür diese Oase dient – im Wartburg zu fahren ist wie auf dem Mittelstreifen der Autobahn zu campieren. Puristen hingegen würden dies vehement(!) abstreiten und die Soundkulisse eines beschleunigenden Wartburgs jederzeit mit den Engelschören zu Jesu Geburt gleichsetzen – Geschmäcker sind eben verschieden und eine Frage bleibt wohl ungeklärt: Haben Engelschöre Fehlzündungen?

Nun genug der Einführung, es folgt Tag 1.

Die erste Etappe ist denkbar einfach: „Irgendwie nach Italien, da ist es nicht so verflucht kalt beim Zelten.“

Es ging gegen 10 in Karlsruhe los, dann zum ersten Höhepunkt, Stau auf der A8 vor Aichelsberg, dem zweiten Höhepunkt: Rutschende Kupplung am Wartburg am Aichelsberg. Über Ulm führte der Weg dann schnurgerade durch Österreich, nur unterbrochen von ersten Wartungsmaßnahmen an der Kupplung. Fernpass, Innsbruck, am Brenner dann nach Italien und nun am Vahrner See. Unser Tagesziel Botzen ist gar nicht mal so weit weg, wir sind selbst ein wenig überrascht. Aber ab Italien navigiert auch das Trollnavi (Leser des letzten Jahres mögen sich erinnern) wieder, mal sehen von wo wir morgen schreiben 🙂

 

The same procedure as every year James!

Wir wissen nicht so recht welchen James wir meinen, aber unser diesjähriges Auto ist im Straßenverkehr ähnlich undercover wie Kevin James im Porzellanladen.

Ihr lest richtig, Auto – singular. Wenn man Silvester so zusammenhockt, kann man die Zeit ja auch nutzen, die nächste Dummheit zu planen. Naja, vielleicht nicht zeitlich betrachtet, aber die nächste im Schrauberaffenkontext. Zwischen Martin und mir entspann sich eine Diskussion, was wir dies Jahr tun könnten. Ich schlug vor, man könne sich dieses Mal gegenseitig außergewöhnlich hübsche und zuverlässige Fahrzeug für die verschwenderisch hohe Summe von 500 Euro kaufen. Martin war jedoch dagegen und mit der Zeit wurden meine Argumente immer flüchtiger – dafür Martin immer dichter. Getreu dem Zitat „Egal wie dicht du bist, Göthe war dichter!“ schlug er schlussendlich einen von Göthe inspirierten Trip vor, dem ich nichts außer irrsinniges Grinsen entgegensetzen konnte. Wir würden ebenfalls eine italienische Reise machen und in Göthes Fußstapfen tretend nach Neapel reisen. Begeistert von der Idee haben wir Thomas‘ Zustimmung abgeholt – in Form einer informativen SMS, Fernabsatzgesetz sei Dank.

Na gut, dass Udo in Go Trabi Go von Göthes italiniescher Reise inspiriert wurde, habe ich erst beim Schreiben des Artikels entdeckt.

Karlsruhe – Neapel – 1400 km- das sollte sorgfältig geplant und recherchiert sein. Folglich war das Wunschfahrzeug nach intensiven zehn Minuten identifiziert und drei Tage später nach kurzer Probefahrt gekauft:

Wir stellen euch das diesjährige Tourfahrzeug vor: Einen Wartburg 1.3 inklusive Ersatzteile

Damit wäre klar, womit es wohin geht. Wie es weiter geht? Wir werden sehen 🙂

Alles hat ein Ende

Nachdem ich gestern den Tag zum Ankommen genutzt habe, hier verspätet der Beitrag von gestern:

Der letzte Tag startete mit einem ausgedehnten Frühstück. Beherbergt in der Unterkunft einer urigen Mühle wollte uns der Start nicht so gut gelingen – es war trocken, es gab Essen und es wurde viel gelacht. Aber es half ja nichts, also brachen wir auf, den letzten Streckenabschnitt hinter uns zu lassen. Nach so vielen Tagen der Reise wollten wir dann auch direkt nach Karlsruhe fahren und haben die B500 schon bei Freiburg gegen die A5 getauscht. Das einzig weitere (persönliche) Highlight war ein Autobahnparkplatz, auf dem ich austreten konnte. Nach einigen Tagen in der Schweiz, wo solche Austretmöglichkeiten einfach nicht zu existieren scheinen, war das tatsächlich ein Highlight, nicht erst nach 1-2 Stunden endlich einen Parkplatz zu finden.

Nach nun 2000 km Strecke, 31000 Höhenmetern und in meinem Fall 190 Litern feinsten Supers sind wir alle gesund und heil zurück, genauso wie unsere drei Gefährten. Die Tage wird es noch einige Posts geben, die ergänzend Infos zu all unserer Challenges, der gefahrenen Strecke und Tipps für andere Reiselustige enthalten werden. Auch eine Bildersammlung soll natürlich nicht fehlen.

Vielen Dank an alle, die sich hier zusammengefunden haben und uns auch über den ein oder anderen Kanal zurückgeschrieben haben. Auch allen stillen Lesern möchten wir danken, vielleicht findet sich so eine Tour nun im Kopf ein oder zwei der Leser wieder, dann haben wir alles erreicht.

Sind wir endlich da?

Dank unserem gestrigen Gewaltmarsch, immerhin ganze 325 km, konnten wir ganz ohne Hast die Rückfahrt nach Deutschland antreten. Wir waren nachmittags in Albbruck zum Rheinbaden und Lasagneessen verabredet, endlich zahlte es sich aus, eine Freundin am Arsch der Welt zu haben. Ein Rasenmäher, ein alter Volvo und ein langweiliger Polo machten sich so denn auf in Richtung schweiz-deutscher Grenze. Natürlich ist kein kurzer Tag kurz genug, um Challenges zu verhindern.

Die erste Challenge beinhaltete das Kaufen eines einheimischen (schweizer) Bieres, fremdländischer Gummibärchen, eines Autoquartetts sowie alle Bauteile für ein Minifloß (maximal fünf Euro)

Vor allem das Autoquartett war ein echter Knackpunkt, aber immhin zwei von dreien konnten alle beauftragten Materialien zusammentragen. Danach ging es für kurze Zeit zurück auf die Strecke durch sanfte Hügel und Feldlandschaften. Immer, wenn der Martin ranfährt und keiner von den anderen seinem gefühlt abnehmenden Blasenvolumen bei gleichem Inhalt Ausdruck verliehen hat, konnten nur drei Dinge passiert sein: Sein Auto streikt, sein Navi streikt – oder es gibt eine Challenge.

Die zweite Challenge des Tages gab uns die Handyapp Altimeter in die Hand und wir bekamen 40 Minuten Zeit, den höchsten Punkt zu finden und ein Screenshot davon zu machen. Innerhalb der Zeit musste man auch wieder zurückkommen.

An dieser Stelle möchte ich Martin danken, dass er sich ganz allein sehr viele verschiedene und kreative Challenges ausgedacht hat – es waren nur selten profane Challenges, die meisten hätte ich noch nicht mal erraten. Von einer kleinen Troll-Navi-Störung abgesehen, welche uns über ein Stauwehr fahren lassen wollte, kamen wir sicher in Deutschland an. Abschließend waren wir im Rhein schwimmen, haben einen Staudamm gebaut, um das Bier zu kühlen und sitzen nun in großer gemütlicher Runde zusammen.

Heute gibt es keine Fotos, benutzt halt mal eure Fantasie 🙂